Zum Leserbrief „Eine Naturoase wurde zerstört“

Den mit drastischen Schlagworten und irreführenden Zahlenangaben angereicherten Leserbrief in der NTZ vom 6.3.2021 möchten wir mit dieser Stellungnahme inhaltlich an mehreren Stellen korrigieren bzw. kommentieren. Die korrekten Informationen waren bzw. sind mehreren Presseartikeln in der Nürtinger Zeitung, der Esslinger Zeitung, ES-TV und Internetsprechstunden unseres Oberbürgermeisters öffentlich zugänglich. Auch auf der Website unseres Vereins unter www.dfcn.de sind diese nachzulesen.

Neue Parkbank mit Aussicht auf den Albtrauf
Die neue Ersatzparkbank an Tee 8 mit Aussicht auf den Park vor dem Albtrauf.

Das vermeintliche Geschenk an einen Verein
Der städtische Discgolf-Parcours ist deutlich vor der Vereinsgründung des Discgolf- und Frisbeeclubs Nürtingen e. V. aus einer Bürgeridee entstanden und wurde bereits vor 10 Jahren schon einmal als Möglichkeit vorgestellt. Von einem Geschenk an unseren Verein kann keine Rede sein.

Richtig ist: Der Verein wurde als Folge der Errichtung des Parcours gegründet. Dies ist in Zeiten des Vereinssterbens und schwindenden Ehrenamts umso bemerkenswerter und ein erster, unbedingter Erfolg dieser öffentlichen und kostenfrei nutzbaren Anlage für Alle!
Wie richtig dargestellt wird, gehört der Park allen Nürtinger*innen. Dass er aktuell von so vielen Menschen frequentiert wird, ist quasi eine Abstimmung mit den Füßen für die aktuelle Nutzungsform mit Schwerpunkt auf naturnahen Freizeitaktivitäten und einer Belebung des Geländes.

Ein Vorläufer der heutigen Bahn 3 im Jahre 2011.
Discgolf im Galgenbergpark war bereits im Jahre 2011 bei der Mission Olympic schon eine Attraktion. Hier der Vorläufer der heutigen Bahn 3.

Informationen im Vorfeld
Unser Oberbürgermeister Johannes Fridrich ist in einer geradezu vorbildlichen Weise für die Bürger*innen erreichbar. Er informierte frühzeitig über seine Social-Media-Kanäle und fragte ein Stimmungsbild ab. Die Nürtinger Zeitung berichtete bereits vor der Errichtung des Parcours. Das Vorhaben wurde außerdem dem Gemeinderat vorgestellt. Bereits vor 10 Jahren bei der Aktion “Mission Olympic” in 2011 gab es einen Info- und Aktionsstand des Discgolfclubs Achalm aus Eningen u. A., der eine solche Anlage im Galgenbergpark beworben hat.

Die vermeintlich riesige Anzahl von Discgolfer*innen
Der Galgenbergpark wird aktuell durch die besonderen Bedingungen der Corona-Krise außerordentlich stark frequentiert. Nur ein Teil der Besucher*innen an den Wochenenden sind Discgolfer*innen. Vielmehr tummeln sich Nürtinger*innen mit ihren Familien und auch Menschen von außerhalb auf dem angesprochenen Wanderweg, dem Spielplatz, dem Bolzplatz, dem Sportplatz, der Skateboardanlage, dem Pavillon und dem Discgolfparcours. Selbst Ski- und Snowboardfahrer*innen waren bei Schnee zu sichten! Zu keinem Zeitpunkt können auch nur annähernd 200 Personen zeitgleich Discgolf gespielt haben, das ist spieltechnisch schlicht und einfach nicht möglich! Insbesondere die auswärtigen Nutzer*innen des Wanderwegs sind hoch interessiert an dieser Anlage und Sportart, die als Attraktion wahrgenommen wird. In zahllosen Gesprächen mit interessierten Passanten konnten wir bereits den Discgolfsport vorstellen und präsentieren. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Es ist also ganz und gar nicht unmöglich hier den Beginn einer Wanderung zu genießen, im Gegenteil! Zudem ist die gesamte Anlage so konzipiert, dass Risikosituationen möglichst ausgeschlossen werden können. Hinzu kommt ein unmissverständliches Regelwerk und unser Eingreifen, wenn wir vor Ort sind und Fehlverhalten beobachten.

Alternative Standorte
Selbstverständlich wurde im Vorfeld auch über andere Standorte nachgedacht. Hierbei spielten sehr viele Faktoren eine Rolle. Neben den Überlegungen, den Galgenbergpark und den Innenstadtbereich zu beleben, sollte der Parcours ohne Auto erreichbar sein. Das macht den Zugang insbesondere für junge Menschen niederschwellig bzw. überhaupt erst möglich. Zudem muss das Gelände für einen spielerisch attraktiven Parcours abwechslungsreich und bewachsen sein. Weitergehend muss die Landschaftsschutzbehörde ihr Einverständnis geben. Das engt die Auswahl enorm ein. Mit einer Wiese am Ortsrand, wohin Angebote für aktive und junge Menschen und Familien nach althergebrachten Vorstellungen kommunaler Gestaltung nur allzu gerne verbannt werden, wäre es also nicht so einfach getan.

Die vermeintliche Zerstörung durch die Discgolfanlage
Die geschilderten Eindrücke sind Momentaufnahmen eines außergewöhnlichen Tages in einer Ausnahmesituation und geben den subjektiven Eindruck des Autors wieder. Es gibt sehr wohl Zeiten, in denen der Park ungenutzt ist, die Vögel zwitschern, Eichhörchen zu sehen sind und Ruhe zu finden ist! Aktuell insbesondere an Werktagen vormittags. Die versetzte Parkbank (übrigens die einzige Bestandeinrichtung, die verändert werden musste) stand im Brennpunkt von gleich drei Bahnen. Diese ist einzig und allein aus wichtigen Sicherheitsaspekten versetzt worden. Es tut uns aufrichtig leid, wenn diese Bank einzelnenen Personen stark am Herzen liegt und diese unter der Versetzung leiden. Wir sind bereits im Austausch und suchen nach Lösungen. Aber: wir als Verein haben dies nicht alleine in der Hand!
Hinzu kommt: durch die aktuell stattfindenden Baumfällarbeiten, die nichts mit der Discgolfanalage zu tun haben, sind viele der Wiesen durch Befahren mit schweren Fahrzeugen zusätzlich belastet worden.

Nochmal zur Verdeutlichung
Wir befinden uns im zweiten Lockdown der Corona-Krise! Das Wetter ist nach einem langen Winter endlich wieder sonnig und einigermaßen warm. Die Menschen können seit Monaten weder Mannschaftssportarten nachgehen, noch Schwimmbäder besuchen oder Kulturangebote, Shopping und andere kommerzielle Freizeitgestaltungsmöglichkeiten nutzen. Wie alle aktuell noch nutzbaren Freizeiteinrichtungen ist auch der Galgenbergpark deswegen extrem stark frequentiert. Ein Blick zu den Ausflugszielen der Schwäbischen Alb zeigt was los ist!
Das Discgolfen als Individualsportart ist seit Monaten ausdrücklich erlaubt. Genauso wie Skaten, Wandern, Schlittenfahren, Mountainbiken und auf Spielplätze gehen. Deswegen tummelt sich zurzeit Besuch aus der gesamten Region, ja sogar aus anderen Bundesländern, im Galgenbergpark.
Zugegeben: die Wiesen haben dadurch bedauerlicherweise stark gelitten – Sie dürfen beruhigt davon ausgehen, dass es im aktiven Interesse der organisierten Discgolfer*innen ist, diesen Zustand wieder abzustellen. Aufräum- und Pflegedienste in Kooperation mit dem städtischen Bauhof sind von Anfang an im bereitwilligen Interesse des Vereins – auch hier bremst uns der Lockdown aus. Darüber hinaus wurde der gesamte Discgolf-Parcours mit der Naturschutzbehörde des Landkreises vor Ort abgesprochen und von eben jener genehmigt. Die besonders geschützten Bereiche wie Biotope und FFH-Mähwiesen liegen außerhalb des Parkinneren und sind unberührt geblieben.

Zu guter Letzt
sei ein persönlicher Hinweis des Autors gestattet: Nürtingen bot bislang für seine jungen und/ oder aktiven Bürger*innen jenseits der ausgetretenen Pfade etablierter Sportarten relativ wenig Attraktionen. In Zeiten des Lockdowns ist es für aktive Personen und Familien nahezu unmöglich sich innerstädtisch zu betätigen. Es fahren glücklicherweise nicht alle ständig auf die Schwäbische Alb. Viele nutzen zu Fuß oder mit dem Rad die verbliebenen Angebote vor Ort. Ein zentrumsnaher Sport- und Freizeitpark zwischen zwei Bädern, wie er sich gerade am Galgenbergpark entwickelt, ist für den sportlich aktiven Teil der Nürtinger*innen offenkundig deutlich attraktiver als die bisherige Nutzungsform. Die Entwicklung dort geht zudem noch weiter: es sollen öffentliche Fitnessgeräte aufgestellt werden, die sich der Jugendgemeinderat seit Jahren wünscht. Die Skater verdienen einen weiteren und seit Jahren überfälligen Ausbau der Skateboardanlage und der künftige Betreiber eines potentiellen Gastronomie-Angebots in der Trinkhalle soll dauerhaft genügend Kundschaft haben. Der Vorschlag, die aktiven Parknutzer*innen auf eine Wiese an den Ortsrand zu schicken, ist nicht ohne. Diese Argumentation lässt sich leicht umdrehen: Nürtingen bietet für jene, die absolute Ruhe und Abgeschiedenheit suchen, gut erreichbare Alternativen am und jenseits des Ortsrands. Sie merken, auf der Schiene kommen wir nicht weiter!
Der Park wird niemandem vorenthalten, er muss nur mit vielen anderen Bürger*innen und deren Interessen geteilt werden.
Ich halte einen belebten Park mit dieser, regional aktuell einzigartigen, Attraktion zudem für einen wichtigen Baustein einer Innenstadtbelebung. Diese wird leichter gelingen, wenn sich Nürtingen mit Attraktionen präsentieren darf und kann. Bereits jetzt sorgt dieses neue Angebot für zusätzlichen Umsatz in Nürtinger Geschäften. Ein attraktiver Aktiv-Park, vor einer belebten Neckarpromenade gelegen, wird sicherlich auch positive Auswirkungen auf die Fußgängerzone haben und Nürtingen durch eine hohe Aufenthaltsqualität als Gesamtes nach vorne bringen. Wo potentielle Kunden sind, da siedeln sich auch Geschäfte und Gastronomie an.

Für den aktiven und jüngeren Teil der Nürtinger*innen, der sich nunmehr seit einem Jahr mit den Infektionsschutzmaßnahmen arrangieren muss, gibt es aktuell kaum Alternativen! In einer hoffentlich bald wiederkehrenden Normalität wird auch der Andrang von Parknutzer*innen sicher wieder geringer werden und sich auf ein verträgliches Niveau reduzieren. Zudem sind wir als Verein bestrebt die Aktivitäten rund um das Disgolfen verträglich zu gestalten.

Michael Burbach, 2. Vorstand des Discgolf- und Frisbeeclub Nürtingen e. V.

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